von Eliana Wojtal. Ein Text über Selbstwahrnehmung im inneren Konflikt zwischen gesellschaftlichen Schönheitsnormen.

meine reflektion
ist mir nicht geheuer
und ich frage mich
ob ich mich verziehe oder der spiegel es tut
ich stellte mir vor diesen kopf öfters zu betrachten
in verschiedenen stimmungslagen gesprächen tageszeiten
nicht nur ab und zu bei bewusster entscheidung
einen körper zu sehen und in ihm zu wohnen sind zwei unterschiedliche dinge
ich zwinkre mich an und denke
ist eigentlich ganz hübsch
und fühl mich komisch
so was sagt man in unserer gesellschaft nicht
da werden die augenbrauen zusammengezogen
die auch mal wieder gezupft werden könnten
mein spiegelbild spielt mit
und hier wird die haut gesehen und da die nase
der trockene mund und die
zu kleinen oder zu großen? augen
und ich sehe wie sich meine stirn in falten legt
aus frust an mir selbst
konntest du nicht symmetrischer geboren werden?
und ich pickel ausradieren möchte
bis zum blut
dem schmerz einen aktionismus verleihen oder andersherum
die spirale beginnt an mir zu ziehen
da brech ich ab
experiment vorbei
und blende wieder aus
was ich denke was andere leute denken
zu viel gedankengymnastik
denn eigentlich
bin ich mir geheuer
bin mein geheuer
und find mich ganz hübsch und angekommen
mit bunten farben und glitzer
auf den augen, morgens verschlafen, abends zerlaufen
den ersten lach- und sorgenfalten im gesicht
trau mich nicht zu sagen
denn besser und schöner und makelloser ginge immer denke ich das andere denken aber ich denke das passt schon ganz gut so
Über Eliana Wojtal:
Ich lebe und schreibe in und über Berlin. Neben Medizinstudium, Minijobs und Spieleabenden bin ich derzeit Stadtschreiberin des studierendenWERKs und dabei mit Wort und Freude am Herumexperimentieren.
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